Trugbilder-Bannung
Die folgende Arbeit wurde von Novizia Lumina Siegel im Carmer 23 n.H. angefertigt. Sie erarbeitet grundlegende Erwägungen zur Verteidigung gegen Trugbilder (entsprechen Subjektivillusionen, Primärillusionen) und beschäftigt sich insofern aus weißmagischer Sicht mit ihrer Störung bzw. Bannung. Obwohl vereinzelte Inkonsequenzen die insgesamt gute Leistung etwas trüben, ist sie als Einführung in die Thematik zu empfehlen.
Optische und mentale Trugbilder und deren Bannung
Illusionen zählen zu den klassischen Phänomenen die seit jeher mit Magie in Kontext gesetzt wurden. Wir alle kennen die Taschenspieler, welche durch Lenken unserer Aufmerksamkeit und andere Sinnestäuschungen, den Eindruck von Magie erwecken mögen. Die Grenzen zwischen „einfacher“ Sinnestäuschung und Magie sind vor allem für das nichtmagische Volk schwer verständlich, dies mag allerdings kein Zufall sein: Denn tatsächlich mag ein Verständnis gewöhnlicher Sinnestäuschung mehr als hilfreich für die magische Sinnestäuschung sein. Die zu Grunde liegende These soll daher sein, dass Magie mehr ist als nur „Trugbilder erscheinen zu lassen“ - auch wenn dies gut zusammenfasst was Illusionsmagie zu tun in der Lage ist, täuscht diese Beschreibung über Komplexität und Vielfalt der wirkenden Magie hinweg. Die folgende Arbeit soll daher kurz einen Überblick über gebräuchlichste Formen magischer Illusionen und die durch deren spezifische Charakteristika entstehenden Mittel zum Durchschauen oder Bannen selbiger aufzeigen. Hierbei wird sich die Arbeit zu großen Teilen auf die Illusionstheorie stützen wie sie Magister Bastean Asanra in seinem dritten Kapitel zu Illusionistik darstellt und auf die antimagischen Theorien Magistra Althea Daenas zurückgreifen.
1.1. Illusionen durch die Beeinflussung des Lichts:
Asanra charakterisiert diese Form der Illusion durch die Beeinflussung des Mischelements Licht, welches aus einer Zusammenführung von Elementarknoten der Luft und des Feuers entsteht. Folgerichtig charakterisiert er diese Beeinflussung optischer Wahrnehmung als sehr komplexen Vorgang: Das Trugbild wird erschaffen, indem der Lauf des Lichts, welches wir über unsere Augen wahrnehmen, in einer Art beeinflusst wird, dass das Trugbild suggeriert wird. Dies ist je nach Komplexität des Bildes ein mehr oder weniger anstrengender Vorgang, da um zB einen Gegenstand zu suggerieren, ein sehr genaues und sehr detailliertes Wissen um den Gegenstand benötigt wird, oder eine genauere Vorstellung bezüglich der Wahrnehmungsmuster des Gegenübers. Wenn ein so „erzeugtes“ Schwert einem Archetyp von Schwert entspricht, dass der Ritter der einem gegenüber steht, entspricht, wird der Verstand des Gegenübers viel eher zum Einverständnis neigen, da er das bekannte in diesem Bild bestätigt sieht, sodass Fehler kleiner Details vielleicht erst bei späterer Betrachtung auffallen. Wenn die meisten Menschen an einen Baum denken, so denken sie zum Beispiel an einen Apfelbaum – der Verstand der meisten Menschen werden daher mit geringerer Wahrscheinlich das Trugbild eines Apfelbaumes anzweifeln, wenn sie diesen sehen. Natürlich ist hierbei auch die Angemessenheit des Dargestellten wichtig. Natürlich erweckt jener Apfelbaum in einer Wüste sofort Argwohn. Wichtig, aber nur kurz angedeutet soll sein, dass für jene Angemessenheit der Geisteszustand des Wahrnehmenden von großer Bedeutung ist. Je schlechter es um diesen bestellt ist, desto leichter mag es sein, dessen verdrehte Sinne zu täuschen, im Gegenzug mag diese Verdrehung der Sinne auch zu einer erhöhten Wachsamkeit und allgemeinem Misstrauen führen, welche eine Beeinflussung schwierig gestalten.
Asanra versäumt es leider, die wichtigste Illusion dieser Art zu nennen, zu deren Erzeugung diese Methode prädestiniert und keinesfalls so kraftaufwändig zu bewältigen ist, wie von der bisher geschilderten: Unsichtbarkeit. Wie sich im Laufe dieser Arbeit noch zeigen wird, mag Unsichtbarkeit durch unterschiedliche Sinnestäuschungen hervorgerufen werden. Die klassische und einfachste Art diesen Effekt hervorzurufen, mag mit der Beeinflussung des Lichts bewerkstelligt werden – hierbei bricht der Magier das Licht um den Körper den er der Sicht anderer entziehen möchte. Der Kraftauwand ist hierbei von zwei Faktoren abhängig: Der Bewegung des Körpers und der eventuellen Bewegung vorhandener Lichtquellen. Desweiteren ist der unsichtbare Körper natürlich weiterhin den anderen Sinnen seines Gegenübers ausgesetzt.
1.2. Das Beispiel einer wünschenswerten Gegenmaßnahme
Eine einfache und für diese Art effiziente Art der Gegenmaßnahme stellt der Einsatz des veränderten Mischelements „Licht“ dar. Da diese Art der Illusion sich auf das Brechen des Lichts verlässt, ist es hilfreich und vergleichsweise simpel, über die Elementartheorie ein starkes Licht zu erzeugen (oder noch einfacher vorhandenes Licht zu verstärken) und das Licht jener einen Quelle, gegen die Beeinflussung abzuschirmen, indem der Einfall des Lichts auf die Umgebung durch den Verstand des Zauberwirkers auf direktestem Wege gelenkt wird (wir erinnern uns: Die Lichtbrechung führt die Illusion herbei. Jeder Lichtfall auf direktestem Wege ist dabei der Feind des Illusionisten). Dies erschwert die Bemühungen des anderen Zauberwirkers seine Illusion aufrecht zu erhalten enorm und tatsächlich wird es wohl nahezu keinem Magier gelingen bei dem plötzlichen Einsatz eines solchen magischen Lichts, eine optische Sinnestäuschung aufrecht zu erhalten.
2.1. Illusionen durch die Beeinflussung des Verstandes
Zum Verständnis dieser Illusion greifen wir die Theorie der Fila sensoriae, wie sie Asanra beschreibt, auf. Demnach funktioniert diese Form der Illusion so, dass durch magische Mittel die Informationsverarbeitung im Verstand eines Beobachters so beeinflusst wird, dass der Zensor die Information anders verarbeitet (im Falle eines Trugbildes) oder überhaupt nicht verarbeitet (im Falle von Unsichtbarkeit, wobei dieser Begriff, wie sich zeigen wird, an dieser Stelle unangebracht ist. Zunächst soll er genügen). Die Beeinflussung des Verstandes, welche mit dieser Herangehensweise zur Schaffung eines Trugbildes vorausgeht, ist vorweg eine sehr kraftaufwändige, aber ebenso lohnenswerte. Hierzu ist wichtig zu verstehen, dass jedes Lebewesen für die Auswertung von Informationen, sich in unterschiedlichem Maße seiner Sinne bedient. Um im Falle des Menschen eine Illusion zu erzeugen, reicht es bereits, die Fila sensoriae der optischen und der auralen Wahrnehmung in einem entsprechenden Maße zu beeinflussen: Da diese unsere primären Sinne zur Wahrnehmung unserer Umwelt darstellen (und der Geruchssinn darüber nicht allzu stark ausgeprägt ist), lässt sich bereits eine brauchbare Illusion erstellen, welche der Betrachtung vieler Menschen standhalten kann. Feind des Illusionisten mag hierbei die Intuition des „Opfers“ sein, da diese außerhalb des logischen Denkprozesses steht, und sich bei jedem Individuum als unberechenbar gestalten mag, da sie es dem Opfer immer noch ermöglichen, intuitiv, aufgrund eines kleinen Fehlers der Illusion oder gar aus Zufall „angemessen“ (also unerwünscht) auf die Illusion zu reagieren. Bei angemessener Meisterschaft dieser Art der Trugbilderstellung, mögen die Effekte allerdings durchaus lohnenswert sein, bedenkt man deren hohen Kraftaufwand. Ein Schwachpunkt dieses und des unter 1. genannten Trugbildes mag nämlich desweiteren sein, dass der Tastsinn es zu entlarven vermag. Im Falle von 1. da es sich nur um eine optische Illusion handelt, in diesem Falle, da wie Asanra folgerichtig beschreibt, der Tastsinn auch auf Ebene der Fila sensoriae ein hochgradig komplexes Gebilde darstellt. Ein Illusionist mit genug Expertise und dem Wissen über diesen Umstand ist allerdings wahrlich zu Beästigendem in der Lage: Ein Magier der diesen Grad der Meisterschaft in der Kunst der Illusionistik erreicht ist dazu in der Lage, dass das Trugbild selbst dem direkten Aufzeigen seiner Unmöglichkeit standhält: Das Opfer könnte einen Illusionisten der sich dem Blick entzog anrempeln und Verstand und Sinnen des Opfers und Umstehender, würde dies entgehen. Somit wird von dem Illusionisten auch keine Art weiterer Expertise im Schleichen benötigt, ebenso wenig muss das erstelle Trugbild perfekt sein oder gar zu sehr im Konsens mit dem Verstand des „Opfers“ sein. Somit mag „Unsichtbarkeit“ tatsächlich die Wahrheit über den erzielten Effekt bestenfalls zusammenfassen, denn tatsächlich mag sich ein Magier mit ausreichendem Können so komplett den Sinnen seines Gegenübers zu entziehen.
2.2. Das Bannen dieser Form der Illusion, kann sich als simpel gestalten – oder auch enorm schwer. Das Problem dieser Form des Trugbildes (in beiderlei Richtung) mag die Abhängigkeit von der Expertise des Zauberwirkers sein. Von einem Ungeübten genutzt, kann diese Illusion auch ohne magische Einflüsse ihre Wirkung verlieren. Sollte der Zauberwirker einen Fehler begehen (oder schlichtweg Pech haben) und die Illusion bei nichtvorhandener Meisterschaft dieser Disziplin in irgendeiner Form auffallen, also ein Signal an den Verstand des Beobachters gesendet werden, welches diesen zu äußerster Wachsamkeit ermahnt, können letzten Endes, dem erhöht zur Wachsamkeit ermahnten Verstand die Unstimmigkeiten im Wahrgenommenen auffallen und bei mangelnder Konzentration des Illusionisten, mögen die herbeigeführten Trugbilder ein jähes Ende finden. Bei einem Magier mit ausreichender Expertise mag dieser Sachverhalt anders liegen: Ein geübter Magier könnte etwaige Unsichtbarkeit aufrecht erhalten obwohl er zu seinem „Opfer“ spricht oder wie erwähnt jenes anrempeln. Was in beiden Fällen, wenn der Fehler des Zauberwirkers ausgeschlossen ist, notwendig ist, ist das vorherige Wissen um eine Illusion die am Werk ist – denn diese Art des Trubildes mag zwar Wahrnehmung und auch Verstand beeinflussen, allerdings nicht die Gedanken. Vorzugehen ist anschließend wie von Daena beschrieben: Mit Hilfe der arkanen Sicht muss der Magier sich einen Überblick über die veränderten arkanen Strukturen verschaffen um dann vor allem die Fila sensoriae in ihre Ursprungsform zurück zu versetzen. Bei einem begabten Illusionisten mag die komplette Bannung des Effekts sich als schwierig erweisen, sodass die Korrektur der Fila sensoriae nur eines Sinns sich als nützlich erweisen mag. Im Falle der Unsichtbarkei des Illusionisten mag gewiss die Korrektur des Sehsinnes Priorität haben – da diese den Magier dann dazu befähigt, den Illusionisten direkt bei seinem Werk zu stören, und sei es durch einen Angriff.
Fazit: Diese Arbeit hat gezeigt, dass die Illusionistik einen Bereich der Magietheorie darstellt, welcher ebenso wie andere gängige Magietheorien enorme Komplexität birgt und vor allem in Theorie und Praxis schwer zu verallgemeinern sein mag: Wir haben nun zwei Vorgehen kennengelernt, mithilfe derer man Illusionen erzeugen kann, und beide wiesen unterschiedliche Charakteristika auf: Während die Brechung des Lichts ein solides, simples Standardverfahren der Täuschung der Augen darstellt, haben wir es bei der Manipulation der Wahrnehmung auf Ebene des Verstandes mit einem hochkomplexen Verfahren zu tun, auf das unterschiedlichste Faktoren einwirken welche für einen ungeübten Magier deren Einsatz erschweren, einem geübten Magier allerdings vielfältige Möglichkeiten bieten. An den Unterschieden der Beschaffenheit beider Illusionen hat sich ebenso gezeigt, dass für eine effiziente Bannung einer Illusion fundiertes Wissen über Beschaffenheit und Charakteristika des Phänomens zwingend notwendig ist.
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