Kompendium der Weißmagie (Althea Daena)
2.2) Antimagie
Bei diesem Teil der Magisterarbeit möchte ich zuvor noch erwähnen, dass er auf einem Text beruht, den ich vor etwas mehr als einem Götterlauf auf Siebenwind als eine Kurzdarstellung der Antimagie niederschrieb und der nun von mir dank entsprechender Erfahrungen ergänzt werden konnte.
Die Antimagie ist eine Magieform, die aufgrund der Voraussetzungen, die an den Wirkenden gestellt werden nämlich ein intensives Studium der verschiedenen anderen Magieformen, wie der Kampfmagie, Beschwörungen, Beherrschungen, Flüche usw. wohl als eine Art Königsdisziplin angesehen werden kann. Sinn und Zweck der Antimagie ist es nun Zauber, Flüche, Beschwörungen oder ähnliches aufzuheben, zu verhindern, abzuwehren oder zumindest deren Auswirkungen zu mildern. wodurch die Antimagie eine gewisse Nähe zur Metamagie in sich trägt, die wiederum ebenso auf andere Magieformen wirkt. Die Antimagie jedoch wirkt auf andere Magieformen nur schwächend, hindernd oder auflösend, während die Metamagie die Wirkung anderer Magiearten auch durchaus verstärken kann. Das Studium anderer Magieformen ist nötig, um rasch erkennen zu können, um welche Art von Zauber es sich handelt, die ein möglicher Kontrahent wirkt oder wirkte und so entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Die Erkenntnis über den Effekt ist also ein wichtiger Teil
der Antimagie. Auch wichtig für einen erfolgreichen Antimagier sind stete Aufmerksamkeit, Reaktionsschnelle und ein gezieltes Erkennen und Erfassen seiner Umgebung in magischer Hinsicht, sprich sein Unterbewusstsein sollte soweit geschult sein, um magische Veränderungen rasch erkennen zu können, um daraufhin entsprechend handeln zu können. Erwähnenswert an dieser Stelle ist zudem noch, daß die Antimagie wie die Magie im Ganzen selber lediglich ein Werkzeug ist, was weder eindeutig als "gut", noch "böse" bezeichnet werden kann, denn mit Hilfe der Antimagie ist es beispielsweise auch durchaus möglich, heilmagische Bemühungen wieder aufzulösen und so Wunden wieder aufbrechen zu lassen.
Vereinfacht dargestellt geht der Antimagier im allgemeinen folgendermaßen vor: als erstes versucht er zu erkennen, wie der Zauber oder dessen Auswirkung, den oder die es aufzuheben gilt, aufgebaut ist oder aufgebaut wurde, indem er versucht sich ein Bild von der Struktur des Zaubers oder dessen Auswirkungen zu machen, also sogenannte arkane Sicht betreibt und sich somit der Hellsichtmagie bedient. Hat er dies nun erkannt, gibt es folgende Herangehensweisen: entweder wird er direkt die Struktur auflösen oder abschwächen, sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen oder selber einen Zauber wirken, der den anderen Zauber wiederum abwehren kann, wie beispielsweise einen magischen Schild aus dicht gewobenen Wasserknoten, um einen Feuerball abzublocken und zu neutralisieren. Es gibt also die Möglichkeit, direkt in einen Zauber einzugreifen und ihn so am Ort seiner Entstehung zu neutralisieren, sofern die Zeit dafür bleibt oder indirekt den Zauber aufzuheben, indem man selber einen Zauber oder ein Ritual wirkt, der oder das vor der Auswirkung des Zaubers schützt.
Komplexer ist der Bereich der Bannung von beschworenen Wesenheiten, wenn sie sich in dieser Sphäre manifestiert haben, denn in dem Falle ist ein Manipulieren der Struktur nicht möglich. Für eine ausführliche Bannung mittels eines Rituals bleibt zudem selten genug Zeit, so dass man meist das Wesen als erstes versucht mittels Kampfmagie oder anderen taktischen Kniffen zu schwächen, ehe man es entweder wieder zurück in dessen Sphäre oder in den Limbus, dem Bereich zwischen den Sphären, bannt. Desweiteren hängt die Vorgehensweise und die Wahl der Mittel gegen diese Wesen auch davon ab, mit was man es nun genau zu tun hat. Sollte man die Möglichkeit und Zeit für ein Ritual haben, kann man auch entsprechende Donarien auswählen, um das Wesen zusätzlich zu schwächen oder seinen Bemühungen mehr Kraft zu verleihen. So mag gegen ein Dämon aus der Gegendomäne Vitamas, Kulmar Sanghulis, der Amethyst sowie Gebete an und Anrufungen Vitamas recht hilfreich sein, ebenso wie Paraphernalien, die mit Vitama zusammenhängen mögen, wie beispielsweise zarte Blumenblüten. Während diesem Ritual schwächt man das Wesen, um es dann schlussendlich zu verbannen.
Eine andere, besondere Herangehensweise erfordern wiederum Flüche, wie sie zum Beispiel von Hexen gewirkt werden. Das Besondere an den Flüchen ist dabei, dass sie häufig nicht direkt an das Opfer gebunden sind, sondern oft an persönlichen Gegenständen des Opfers oder es werden gar kleine Puppen gebastelt, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Opfer aufweisen und häufig Blut, Haare, Fingeroder Zehennägel und ähnliches, was einst der Verfluchte an sich trug, in sich eingearbeitet tragen. Auch ist bekannt, dass manche Hexen durch ihr Hexentier einen Fluch übertragen. Man spricht daher auch von einem personengebundenen Schadenszauber, die meist eher dank Erfahrung oder der reinen Intuition erkennbar wird und nicht unbedingt direkt am Opfer lokalisiert werden kann. Nicht selten ist der Zauber auch an eine Bedingung geknüpft und solange diese moralisch vertretbar erscheint, ist es durchaus auch sinnvoll, diese Bedingung einzugehen. Lösen kann man ansonsten solche Flüche, indem man entweder die Verbindung zu dem Gegenstand löst oder man zerstört die arkane Struktur in diesem, wobei letzteres auch schmerzhaft für das Opfer sein kann.
Als eine besondere, unbewusste Form der Antimagie sehe ich desweiteren die Resistenz an, die manche Lebewesen gegenüber Magie zeigen während bei manch einem ein Spruch rasch und durchschlagend wirken mag, kann es bei jemand anderen von weniger Erfolg gekrönt sein. Diese Resistenz ist weniger davon abhängig, ob das Wesen Magie wirken kann oder nicht oder sich jemals damit beschäftigt hat. Meine Theorie geht davon aus, dass es in dem Unterbewusstsein eines jeden Lebewesens eine Art natürliche Barriere gibt, die unterschiedlich stark ausfallen kann. Gestärkt mag sie vielleicht durch Erfahrungen mit der ein oder anderen Magieform und durch den eigenen, unterbewussten Willen sein. Wird also nun ein Zauber auf die jeweilige Person gewirkt, wird die Barriere aktiv, ohne dass es von der Person willentlich gesteuert werden muss. Es hängt dann allein von ihrer Stärke ab, ob der Zauber seine volle Kraft zu entfalten vermag.
Allen Bereichen der Antimagie ist eines gemein Erfahrungen im magischen Wirken oder den Auswirkungen von Zaubern spielen eine sehr große Rolle, denn aufbauend auf den gemachten Erfahrungen kann man entsprechende Schritte vornehmen. Wer sich also mit dieser Magieform beschäftigt, wird im Laufe seines Magierdaseins sehr viele, oftmals nicht immer ungefährliche, praktische Erfahrungen sammeln müssen, um diese Magieform zu meistern.
2.3) Die Hellsichtmagie die Magie der Erkenntnis
Die Hellsichtmagie ist die Magie der Erkenntnis und des Verstehens häufig angewendet zum Erkennen von arkanen Mustern und somit auch oft als Grundlage für weitere Schritte dienend. Die Hellsichtmagie ist daher auch eine notwendige Basis für eine erfolgreiche Anwendung der Antimagie, denn erst wenn man erkennt, unter was für einen Bann oder Fluch etwas oder jemand steht und man die arkanen Muster, die diese Beeinflussung auslösen, erkennt, kann man sich diesen effektiv widmen. Hierbei sieht man aber auch, dass schon eine gewisse Erfahrung vonnöten ist, um die Muster richtig zu deuten, die man offenbart bekommt und ist somit auch ein Indiz dafür, dass die Hellsichtmagie weitaus schwieriger zu meistern ist. Doch nicht nur das Erkennen von arkanen Geflechten in der näheren Umgebung sind Teil der Hellsichtmagie: die Gabe, im Dunkeln zu sehen, das wenn auch oft vage Erkennen von Vorgängen in weiter Entfernung oder hinter Hindernisse zählen ebenso zu diesem Bereich der Magie. Sehr erfahrene Magi sind auch durchaus in der Lage, zurückliegende Ereignisse mit der Hilfe von ortsgebundenen Geistern oder dem arkanen Geflecht in der Umgebung zu deuten, jedoch sind solche Deutungen oftmals sehr vage und mögen einen häufig in die Irre führen. Vom einfachen, oftmals ungebildeten Volk wird auch das scheinbare Deuten der Zukunft, wie es das fahrende Volk häufig nutzt, als "Hellsicht" oder "Magie" betitelt. Anders wiederum tatsächliche Visionen, die jedoch weniger etwas mit dem eigenen Können und der Magie zu tun haben, sondern vielmehr als ein Wink des Allsehenden bzw. ein Geschenk der Viere zu betrachten ist. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass ein jeder Magus eine gewisse, teils unbewusste Art von Hellsicht nutzt, denn nur durch das Erkennen und Erfassen der arkanen Welt und ihrer Vorgänge um ihn herum, kann er diese auch manipulieren und wirkt dementsprechend seine Zauber.
Es gibt sicherlich verschiedene Möglichkeiten, wie man an klassische Hellsichtzauber, wie eben das Erkennen von arkanen Mustern oder die Dunkelsicht, herangehen kann. An dieser Stelle möchte ich nur eine grundlegende Möglichkeit aufzeigen und erläutern. Die Hellsichtmagie ist eine Art gezieltes Erfassen der arkanen Welt und ihrer Vorgänge sowie deren Analyse. Man konzentriert sich hierzu auf die arkanen Muster eines Objektes oder Subjektes oder versucht sich allgemein auf das Geschehen in der arkanen, nichtmateriellen Welt herum zu konzentrieren, um Veränderungen oder gar Störungen erfassen zu können, wobei dies sehr kraftintensiv ist und ein hohes Maß an Konzentration und Übung in der Meditation erfordert. Man greift also hinaus in die arkane Welt, sei es nun, dass man auf die Matrix des Thaumaturgischen Gitters zugreift, die Fäden der Prima Materia oder sonstige, arkane
Manifestationen, deren Theorie man verfolgt. Nimmt man nun als Anwendungsbeispiel für Hellsichtmagie die Möglichkeit, Geschehnisse in weiter Entfernung zu verfolgen, greift man auf das arkane Netz, die Matrix oder Kraftströme um einen herum zu und versucht sich an einer Analyse dessen, was in weiter Ferne liegt. Eine andere, jedoch auch riskantere Möglichkeit, die einer entsprechend hohe Konzentration bedarf, ist eine Art Geistreise entlang dieser Ströme oder Fäden, wobei darauf stets geachtet werden sollte, eine bleibende Verbindung zum Körper aufrecht zu erhalten. Riskant ist daran vor allem, dass der Körper dabei sehr viel angreifbarer wird. Klassische Hilfsmittel bei Hellsichtzaubern oder ritualen sind oftmals Spiegel oder spiegelnde Flächen, klare Kristalle und reine Edelsteine sowie natürlich der Astreyon. Ein idealer Zeitpunkt für Hellsichtritulae sind daher auch Nächte, an denen der Astreyon am höchstens am Himmelszelt steht, aber auch die wenigen Tage, an denen der Astreyon sogar bei vollen Felaschein noch blass am Himmel zu erkennen ist, sind ideal für Anwendungen der Hellsichtmagie.
Wie schon erwähnt, spricht man im einfachen Volk auch von Hellsicht, Magie oder Wahrsagerei, wenn gewisse Personengruppen aus Karten, Handlinien, dem Flug der Vögel, dem Teesatz usw. lesen. Inwieweit Magie dabei eine Rolle spielt, lässt sich nicht generell sagen, da es auch möglich wäre, dass die ausführende Person durchaus Magie nutzt und beispielsweise die Karten lediglich Hilfsmittel sind, wie für unsereins es Edelsteine wären. Dennoch sind solche Deutungen mit Vorsicht zu geniessen und in den meisten Fällen kann man wohl von purer Scharlatanerie ausgehen, insbesondere wenn Geld mit ins Spiel kommt. Eine Gefahr der Hellsichtmagie lauert auch gerade in dem, was man mit ihrer Hilfe anstrebt – die Erkenntnis und das Wissen. Stets sollte man, bevor man diese Art von Magie bemüht, sich selber fragen, ob sie nötig ist, denn unter Umständen kann man dabei auch Dinge sehen oder erfahren, die man besser nicht hätte erfahren sollen und sich entsprechend negativ auf einen auswirken könnten. Auch lauert eine gewisse Gefahr darin, dass man bei dieser Art von Magie Fehler begeht und dabei vollkommen in die Irre geleitet wird. Es gilt also stets alles, was man mit Hilfe dieser Magie sieht und erfährt, kritisch zu betrachten.
Als Fazit bleibt zu dieser Form der Magie zu sagen, dass man mit ihr nicht minder vorsichtig umgehen sollte, wie mit jeder anderen Magieart. Wie im letzten Teil meiner Ausführungen angemerkt, birgt sie gewisse Gefahren in sich und genau wie auch die Antimagie, kann man die Hellsichtmagie weder in „gut“ noch in „böse“ einteilen, da mit ihr auch durchaus Schaden angerichtet werden kann.
Althea Daena Siebenwind, Triar 18 n. Hilgorad
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