Magica Protectiona Kap. III / IV (Maelve Rhyntarin)
III. Subjektive Schutz- und Bannzauber
Ein Magier ist dazu in der Lage, seine eigene Aura und die anderer zu staerken oder durch das Weben der Filia Magicae einen aehnlich schuetzenden Effekt auf eine Person oder eine Sache zu legen.
Einer der einfachsten Schutzzauber, die jeder angehende Magus bald beherrscht, auch „Protectio Dei“ genannt, ist demnach auf folgende Weise zu erklaeren.
Erkennt der Magus nun eine Bedrohung, welche nicht von magischer Natur ist, so wird er sich schuetzen wollen, indem er, einer Ruestung gleich, seine eigene Widerstandskraft erhoeht. Ihm kann dies gelingen, indem er sein magisches Potenzial dazu nutzt, seine eigene, persoenliche Aura fuer eine kurze Zeitspanne physisch zu festigen und dicht an sich zu binden, um sie, wie ein dichtes Netz, enger zu ziehen. Die Auswirkung dessen ist, dass Schlaege, Hiebe und Schnitte ihn weniger verletzen werden, da die Gewalt die hinter ihnen steckt nicht mehr das volle Potenzial entfalten kann, wie an einem ungeschuetzten Koerper.
Eine andere Moeglichkeit waere es nun, in dem Moment als die Bedrohung erkannt wird, ein dichtes Netz elementarer Knoten zu knuepfen – hierbei ist das Element Erde besonders nuetzlich – und um die Gestalt des zu schuetzenden wie eine zweite, fliessende Huelle zu legen, sodass auch auf diese Weise er vor physischem Schaden geschuetzt wird.
Ein fortgeschrittener Schutzzauber ermoeglicht es auf diese Weise sogar, schaedigende Magie gaenzlich zu neutralisieren oder auf den Zaubernden zurueck zu werfen.
Hierzu ist jedoch eine grosse Kenntnis der eigenen Aura und der magischen Gefuege erforderlich und es erscheint umso schwieriger, diese Art von Schutzzauber auf andere Lebewesen zu wirken.
Ein dazu faehiges magisches Wesen wird seine Aura auf eine solche Weise staerken, dass diese ihn dicht umgibt und ihre Kraft mit einem mal entfesseln wird, sobald schaedliche Magie versucht sie zu durchdringen. Das ist jedoch nur dann moeglich, wenn der Zaubernde voellige Kontrolle in diesem Moment ueber sich selbst erlangt, sodass seine Aura stark genug ist, den ploetzlichen magischen Impuls zu absorbieren und die veraenderte, aus ihrem Gleichgewicht gebrachte magische Struktur des Angriffszaubers in ihren natuerlichen Zustand zu versetzen.
Es ist ihm dann auf diese Weise auch moeglich, den Angriffszauber, statt ihn zu neutralisieren, ihn, wie von einem Spiegel reflektiert, zurueck zu schicken, woher er kam. Hierzu wird die eigene Aura insofern gestaerkt und verdichtet, dass sie als massive magische Kraft der Aura des Schadenszaubers entgegen wirkt und ihn – treffen beide Kraefte aufeinander – zurueckzuschleudern vermag.
Mithilfe der Filia Magicae ist derselbe Schutz zu erzielen, indem der Zaubernde eine feste, dichtgewobene Huelle aus einem entgegengesetzten Element des schaedigenden Zaubers webt. Wird er in diesem Sinne von einem magischen Feuerball bedroht, so wird er ein dichtes Netz aus Wasserknoten weben, um diesen zu neutralisieren. Eine andere Moeglichkeit ist das Nutzen eines magischen Schutzes gaenzlich aus Mens-Knoten, sodass eine neutrale Huelle entsteht, welche es vermag, magisches Wirken zurueck in ihren natuerlichen, ebenso neutralen, Zustand zu bringen.
Eine Reflektion jedoch bedarf einer weitaus komplizierteren Struktur. Hierbei ist es zunaechst erforderlich, eigenen Schaden zu verhindern. Dies bedarf ein Netz, gewoben aus dem entgegengesetzten Element des Schadenszaubers. Da es jedoch meist nicht rechtzeitig abzusehen ist, welcher Art der Zauber sind wird, ist ein dichtes Netz neutraler Geist-Knoten sinnvoller.
Desweiteren ist es nun noetig, dass die arkane Struktur dieses Netzes durch weitere Geist-Knoten und demselben Element des Schadenzaubers, einem Spiegel gleich, geformt wird. Die gleichen Elemente werden sich miteinander verbinden und teilweise wieder abstossen. Die dadurch verlorene Kraft des Angriffzaubers wird durch das Auflösen des Schutzzaubers zurueckgewonnen und kann durch den Willen des Schutzzaubernden zurueck an den Wirkenden gesendet werden.
Nach diesen Prinzipien sind persoenliche Schutzzauber jedweder Art zu wirken.
Durch die Umkehrung dieser Wirkungsweise erzielt man auch den gegenteiligen Effekt.
Magische und Physische Kraft wird in einem bestimmten Umkreis festgehalten. Zauber dieser Art werden zwar selten auf Personen angewendet, sind jedoch von großer Wichtigkeit in der Ritualmagie.
So ist es moeglich, eine Kraft, welche zu gefaehrlich ist, um entfesselt zu werden, aber bereits Besitz eines Koerpers ergriffen hat, durch einen Bannzauber, welcher direkt um den Koerper gewebt wird, in diesem gefangen zu halten. Der Vorgang ist derselbe wie zuvor beschrieben, nur mit umgekehrter Wirkung.
Das bedeutet, man wird die fremde oder auch eigene Aura staerken, eng an den Betroffenen binden und ihre schuetzende Wirkung nach innen richten.
Auch die magische Huelle von Artefakten – der Cantus Catalytis - sind von aehnlicher Natur, bilden sie doch dichte Netze, welcher der in dem Artefakt gespeicherten magischen Kraft Struktur und Speicher bieten. Auch sie dienen dazu, Magie an einem Ort festzuhalten und nicht entweichen zu lassen.
Hierbei ensteht zunaechst jedoch ein arkaner Sog, da die arkane Energie, welche innerhalb des Artefaktes gebannt wird und die Struktur eines Zaubers erhaelt, zumeist bereits im voraus gewirkt wird und zu einem spaeteren Zeitpunkt lediglich noch ausgeloest und entfesselt wird.
IV. Areale Schutz- und Bannmagie
Die simpelste und zugleich wichtigste Form von arealen Schutz- und Bannzaubern sind die Schutzkreise, wie sie bei jeglichem Ritual genutzt werden.
Durch seine Kreisform bietet der Schutzkreis den hoechstmoeglichen arealen Schutz, denn er, der vollkommene Kreis, bietet keine direkte Angriffsflaeche, sondern verteilt jede angreifende Macht auf sein gesamtes magisches Konstrukt.
Ein Schutzkreis wird geformt, indem ein Magier sein magisches Potenzial nutzt, eine gewisse Flaeche kreisrund mit einem Geflecht aus schuetzender, neutraler Magie zu umgeben. Oft wird dies durch das Ziehen oder Zeichnen von Kreisen mit Kreide, Salz und Erde unterstuetzt. Dies hat jedoch keinerlei Wirkung auf den schuetzenden Effekt des Kreises sondern dient dem Magier lediglich zur Orientierung. Denn ein aus freier Hand gezeichneter Schutzkreis kann niemals makelos sein – einer, der in den arkanen Strukturen durch den Willen des Magiers gefestigt wurde, er ist jedoch makelos rund.
Die Staerke des Schutzkreises ist nun einerseits abhaengig von seiner Groesse, andererseits von dem magischen Potenzial seines Erschaffers. So ist ein weiter Schutzkreis schwaecher als ein enger, wird er mit derselben Kraft erschaffen. Je weiter der Schutzkreis ist, desto mehr magische Kraft benoetigt seine Erschaffung.
Diese wird durch die Magier stets erneuert werden muessen, denn sie vergeht mit der Zeit oder dem Einwirken von Magie auf den Schutzkreis.
Es ist jedoch moeglich, ihn durch zusaetzliche Runen, welche meist Kreisrund (um die fehlende Angriffsflaeche beizubehalten) oder in einem Viereck (um die staerkende Kraft in der Mitte des Kreises zu zentrieren) um den Kreis angebracht sind, zu staerken. Die Rune „Sigil“ ist dafuer am ehesten geeignet, um den schuetzenden Effekt zu staerken.
Handelt es sich hierbei um einen reinen Schutzkreis, so werden die Runen von jeweils einem Dreieck umgeben, welches vom Schutzkreis fortzeigt. Durch diese Symbolik wird die schützende Kraft des Kreises nach Außen hin gestärkt.
Handelt es sich um einen reinen Bannkreis, so werden die Runen von jeweils einem Dreeick umgeben, welches auf den Bannkreis zeigt. Auf diese Weise staerkt es die bannende Wirkung des Schutzkreises.
Um die Wirkung des Schutzkreises zu bestimmen – ob bannend oder schuetzend – bedarf es einer einzigen Geste und dem Willen des Magiers. Vollfuehrt er den Schutzkreis von Links nach Rechts, so symbolisiert er den Angriff, das Linke, aus dem Inneren heraus auf den schuetzenden Aspekt, das Rechte. Der Kreis wird eine bannende Wirkung haben.
Zeichnet er den Schutzkreis von Rechts nach Links, so symbolisiert er den Schutz des Rechten aus dem Inneren heraus auf das aeussere Linke. Der Kreis wird eine schuetzende Wirkung haben.
Komplexere areale Schutzzauber sind lediglich durch die eingesetzte magische Kraft beschraenkt. Sie koennen ganze Areale und Heere schuetzen, erfordern jedoch umso mehr Aufwand.
Dies kann eine hohe Kuppel sein, deren Schutz so stark ist, dass sie die schuetzende Aura eines magischen Gegenstandes, welcher als Energiequelle hierfuer dient, deutlich fuer das Auge darstellt.
Sie kann die Wirkung haben, eintreffende magische Strukturen zu neutralisieren und in ihr Gleichgewicht zurueck zu werfen. Oder jeglicher Materie den Einlass verweigern. Dem Wirkenden sind lediglich Grenzen seiner eigenen, zur Verfuegung stehenden, magischen Kraft gesetzt.
So ist unter den weissen Magiern auch eine Abwandlung des geringeren Schutzzaubers ueblich, mit welchem sie dazu in der Lage sind, eine Gruppe von Lebenden gleichzeitig zu schuetzen. Dies gelingt ihnen, in dem sie die unterschiedlichen Auren dieser Gruppe zu einer einzigen zusammenfassen, diese Einheit durch ihre eigene magische Kraft staerken und schliesslich, gestaerkt wie sie dann ist, in ihre urspruengliche Trennung zurueck versetzen. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass es dem Magier nicht moeglich ist, diese Auren zusammen zu fassen. Er macht dies im eigenen Geiste, es ist seine Vorstellung, die ihm diesen Akt erleichtert. Tatsaechlich wirkt seine magische Kraft auf jede einzelne Aura zugleich.
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