Dieses Werk beschaeftigt sich mit der Fragestellung nach der Durchfuehrung Akademischer Forschung im Bereich der Grundlagen- und Translationaler Forschung. Es soll als Hilfsmittel dienen um Erfolge nachvollziehbar und gewissenhaft zu erzielen.
1. Zielsetzung
In einem ersten Schritt wird geklaert, aus welchem Zusammenhang oder welcher Diskussion die Forschungsfrage ueberhaupt entstanden ist und welcher Verwertung die bei der Forschung entstehenden Erkenntnisse zugefuehrt werden koennen. Ist das Objekt der Fragestellung definiert, wird das noch grob umrissene Projekt praezise und schriftlich formuliert.
Die konkreten Fragen stellen Folgende dar:
• Warum will man dieses Thema/Gebiet erforschen?
• Welche Antworten und neuen Informationen erwarte man durch die Erforschung?
• Ist dieser Forschungsansatz ethisch und vor den Goettern vertretbar?
• Entspricht die Forschung der Philosophie des eigenen Pfades?
2. Bestimmung des aktuellen Wissensstandes
Es muessen die vorhandenen Kenntnisse ueber das Themengebiet analysiert und der in der Forschungsliteratur vorliegende Wissensstand zusammengefasst werden. Die Literatursuche kann je nach Forschungsstand und Groesze des betreffenden Themengebietes mehr oder weniger Zeit beanspruchen. Es ist nicht ungewoehnlich, dass nach Zusammenfassung des aktuellen Wissensstandes die oben erwaehnte Zielsetzung korrigiert werden muss.
Die Fragen hierzu lauten:
- Was ist ueber das Thema/Gebiet bereits bekannt?
- Wie beurteile man die bereits bekannten Fakten?
- Ist die anfaengliche Zielsetzung – nach Beurteilung der vorliegenden Fakten – noch sinnvoll?
3. Versuchsplanung
Man waehlt einen Versuchsaufbau mit geeigneten (eventuell noch zu entwerfenden) Reaktions- und Messinstrumenten ggf. Ritualen. In der Alchemie koennen dies analytische Maschinen oder Messsysteme sein; in der theoretischen und praktischen Forschung der Arkane finden definierte Theorien und statistische Auswertung der ihre Anwendung ebenso verwendet man Vergleichstexte, Lexika oder Grimore etc. Auszerdem sollten – vor Versuchsbeginn – Kontrollmoeglichkeiten (Qualitaetskontrolle) dargestellt und der gesamte geplante Ablauf des Versuches schriftlich festgelegt werden.
Die konkreten Fragen sind:
- Ist mein Versuchsaufbau logisch/statistisch relevant in Bezug auf die Fragestellung?
- Entspricht der Versuchsaufbau den vorgegebenen Sicherheitsmasznahmen und uebersteigt nicht das eigene Wissen?
- Liegen die einzelnen Versuchselemente in geeigneter Form vor, um den Versuch wie geplant durchzufuehren?
- Habe ich die geeigneten Analysewerkzeuge, um meinen Versuch auszuwerten, und
- sind diese Analysewerkzeuge zuverlaessig und kalibriert?
4. Versuchsdurchfuehrung
Der naechste Schritt ist die eigentliche Versuchsdurchfuehrung. In den Regel werden zu diesem Zeitpunkt oft „Vorversuche“ durchgefuehrt, deren Ergebnisse als Entscheidungs- oder Korrekturhilfe fuer die Durchfuehrung gefaehrlicher „Hauptversuche“ dienen sollen. Um zu gewaehrleisten, dass der Versuch nachvollziehbar ist, ist eine Wiederholung unter moeglichst gleichen Bedingungen notwendig. Die Wiederholung von Versuchen ist in Forschungsgebieten der Alchemie grundsaetzlich leicht, da es eine ueberschaubare Anzahl von Einflussfaktoren (z. B. Menge, Temperatur, Reaktionsdauer) gibt. In anderen Forschungsgebieten jedoch muessen weitere Faktoren wie Position, Stand der Monde, Stand der Sterne beachtetet werden. Spruchforschung fuehrt erst eine je nach Fragestellung verhaeltnismaeszig grosze Zahl von Versuchswiederholungen zu einem statistisch zuverlaessigen Ergebnis.
Die treffenden Fragen sind:
• Ist der Versuch der Planung entsprechend abgelaufen?
• Sind die analytischen Werte verlaesslich?
• Haben die Wiederholungen des Versuches reproduzierbare Resultate ergeben (wurde dasselbe oder ein sehr aehnliches Resultat erhalten)?
5. Dokumentation und Interpretation
Waehrend des Versuchs muss dieser sorgfaeltig dokumentiert werden: handschriftliche Aufzeichnungen in speziell dafuer vorgesehenen, seitennummerierten Labortagebuechern; Zeichnungen usw. Fehlende oder undatierte Dokumentation kann die Versuchsdurchfuehrung hinfaellig machen. Zur Dokumentation gehoeren die Informationszusammenstellung, die Auswertung, eine Interpretation und ein Endbericht des Versuches.
Die Interpretation kann zeitmaessig die Versuchsdurchfuehrung um ein Vielfaches uebertreffen. Bei diesem Schritt ist es wichtig, dass man die Ergebnisse und die Interpretationen mit vertrauenswuerdigen und kompetenten Kollegen diskutiert. Die Diskussion stellt die neu erhaltenen Ergebnisse in Zusammenhang mit den bereits in der Literatur vorhandenen Ergebnissen.
Nach dem Abschluss des Endberichts kann eine Publikation erwogen werden.
Die konkreten Fragen heiszen:
• Wurden alle Informationen erfasst und der Zusammenhang zwischen Versuch und Informationen dokumentiert?
• Wurden alle Aufzeichnugen datiert und archiviert?
• Erlaubt die schriftliche Dokumentation einer fachlich kompetenten Person, den Versuch ohne zusaetzliche Hilfe nachzuvollziehen?
• Ist die Interpretation in sich kohaerent und haelt sie einer Diskussion stand?
• Welche neuen Erkenntnisse haben sich ergeben im Vergleich mit den bereits in der Literatur beschriebenen Resultaten?
• Gibt es legale oder andere Gruende, die die Publikation der Erkenntnisse fordern oder verbieten?
6. Schlussworte
Unter Beruecksichtigung dieser Hilfestellung sollte eine strukturelle Niederschrift in der Akademischen Forschung einfacher und nachhaltiger zu gestalten sein.
Johannes M. Tiberias
Magister Magus der Elementaren Magie