Schwarz

Die Zauber des schwarzen Zweiges beschäftigen sich vorwiegend mit der Beschwörung der als schlecht empfundenen Seite der Magie.

„Um mit den Worten eines ehrenwerten Diener Angamons, dem vorletzten und nun spurlos verschwundenen Erzmagiers des Pfades zur Linken Aun T. Weor zu beginnen: „Hinter der schwarzen Magie steht als treibende Kraft das Verlangen nach Macht.“
Dieses Zitat allein beinhaltet schon im großen und ganzen das, wonach ein Magier des Pfades zur Linken Hand strebt. Während sich seine gegenüber, die Vertreter des Rechthandpfades, jene Möchtegern Magier, die sich die Farbe weiß gaben und meinen, dass sie durch ihre lächerliche, stümperhafte Magie, die Welt verbessern zu können, so ist die Welt den Schwarzmagier nur insofern von Bedeutung, als dass sie sie beherrschen wollen und sich ihre Bewohner untertan machen wollen.
Dies nun hat an sich in keinster Weise etwas mit Größenwahn, geschweige denn – wie man es von Tyrannen und sonstigen „Welteroberern“ gewohnt ist – mit Blutvergießen, Gewalt und Zorn zu tun. Natürlich ist der Zorn ein mächtiger Verbündeter auf unseren Wegen, doch nur so lange, bis wir ihn unter Kontrolle haben und ihn für unsere Ziele nutzen können. Übermannt der Zorn einen Meister der Dunklen Arkanen Kunst, welche an sich die Krönung des Magischen Strebens darstellt, so bedeutet letzten Endes nicht nur seinen Tod, sondern davon immer den Tod vieler anderer.
Nicht, dass sich unsereiner um das Leben scheren würde, nein das nicht, jeder ist ersetzbar, austauschbar und nur dann von Bedeutung, wenn er sich für die eigenen Ziele benutzen lässt. Dennoch vermeiden wir es, aufzufallen. Es gibt genügend Ignoranten, die meinen uns vernichten und auslöschen zu müssen. Ein aufgedeckter Schwarzmagier ist ein toter Schwarzmagier. Man möchte meinen, dass ein „geläuterter“ Schwarzmagier, der zur angeblich „guten“ Seite übergelaufen ist, daher ein sicheres Leben führen könnte, solange er immer wieder beteuert, dass er seine dunkle Macht gegen das Dunkle selbst einsetzen würde. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass dieser Übergelaufene schneller von der Dunkelheit verschlungen wird, als dass er sich mit seinem Tode abfinden kann. Mag sein, dass er Schutz sucht, doch ein Verräter unserer Zunft stirbt nicht tausend Tode, sondern einen Endgültigen.
Vorsicht ist also eine Grundregel des Schwarzmagiertums. Im Versteckten zu agieren, sich seiner Ziele absolut bewusst sein und sie in die Tat umzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste, aber sehr wohl mit Rücksicht auf Konsequenzen. Wer diese Regeln nicht befolgt, dem wird das Konzil sie nochmals in entsprechender Form einbleuen.
Unsere Magie ist mächtig, sehr mächtig. Es ist durchaus nicht verkehrt zu sagen, dass wir die mächtigsten unter den Vertretern der Arkanen Künste sind. Ein Schwarzmagier niederen Grades kann es durchaus mit einem Magier höheren Grades der komplementären Schule aufnehmen, vor solchen Duellen wird aber gewarnt. Sie sind sinnlos und vor allem nutzlos, wir sind uns der Tatsache bewußt, daß wir die Macht inne haben, eine unnötige Machtdemonstration ist daher hinfällig. Das Konzil sieht sie nicht gerne.
Faktum ist, dass sich unsere Begabung vor allem auf den aggressiven Teil der magischen Sprüche bezieht. Eruptive Ausbrüche magischer Energien zu erzeugen und sich diese zu nutze zu machen, Dämonen zu beschwören und diese zu befehligen, das ist unser Metier. Doch all das bedarf einer strengen und guten Ausbildung, denn sich der Macht des Chaos und des Bösen zu verschreiben, bedeutet für den Anfang äußerste Disziplinierung.
Wie jeder andere Novize auch, muss ein Schwarzmagier zur Schule gehen. Unsere Schule ist nicht so wie andere Schulen. Es raunen Sagen und Mythen um unsere Einrichtungen. Sie besagen, daß unser Unterricht in einer Art versteckter Höhle oder ähnliches stattfinde und der Leibhaftige selbst dort unterrichte. Unsere Bibliotheken seien die dunkelsten und blasphemischsten der Welt und Fragen würden dadurch beantwortet werden, dass man sie in Gedanken stelle und die Antworten am nächsten Tag in glühenden Lettern an der Zellenkammer stünden. Ja, der Leibhaftige selbst, Angamon soll dort unterrichten und seinen Tribut fordern. Am Ende der Ausbildung soll – so sagt der tumbe Volksmund- eine Art Wettrennen stattfinden. Jener, der die Höhle als letztes verlässt, der würde zerfleischt werden und seine Seele solle in Mandor dem Dämonen als Diener dienen. Auch erzählt man sich, dass ein Schüler so schnippisch gewesen sein soll, dass er Angamon selbst (als ob das nicht an sich schon lächerlich genug wäre) ausgetrickst habe und der Namenlose sich statt auf ihn selbst auf dessen Schatten stürzte. Seitdem solle der später zur „hellen“ Seite übergelaufene Arivton, der den Sagen zu folge ein mächtiger Magier war, ohne Schatten durch die Welt gewandert sein.
Es ist natürlich selbstverständlich, dass das alles nur Gerüchte eines verängstigten Volkes sind und das Arivton in Wahrheit vom Konzil der Dunklen Zwei für seinen Verrat eine Strafe zugemessen bekam, die jeder Beschreibung trotzte.
Das alles als blanken Unsinn und Geschwätz zu enttarnen ist nicht sonderlich schwer, doch wie alles beinhaltet es ein Körnchen Wahrheit, auch wenn es in diesem Falle sehr, sehr klein ist. Ja, es gibt ein Ausbildungsort für die Novizen der Linken Hand. Nein, diesen zu finden ist unmöglich, man findet uns nicht, wir finden Euch. Jeder unserer Zunft hat das Recht auf Unterricht und wir werden ihm dementsprechend auch entgegenkommen. Doch von nichts kommt nichts und das Konzil fordert Einsatz, Disziplin, Konzentration und Gehorsam. Unsere Macht ist zu groß, als dass wir sie verschenken würden.
Nachdem der magische, ethische und schulische Aspekt geklärt ist möchte ich noch auf einen letztern, aber sehr wichtigen Komplex eingehen. Angamon.
Die Dämonen, die wir beschwören wurden von Angamon geschaffen und in der Ausbildung selbst wird noch genauer in die Hierarchie der Dämonen Einblick gewährt. Als Adept der Nacht ein Anhänger Angamons zu sein ist von daher nicht von der Hand zu weisen. Pakte zwischen dem Namenlosen und dem Schwarzmagier können enorme Entwicklungsschübe für die betreffenden Personen beinhalten, der Preis dafür ist eindeutig: Die Seele. Dem Schwarzmagier ist die eigene Seele nicht sonderlich von Bedeutung, er möchte Macht und zwar hier und jetzt. Verstärkend kommt hinzu, dass es ja durchaus auch positiv enden könnte, denn angenommen, man erweist Angamon große Dienste in seinem Leben, so wird Angamon ihm dafür auch nach dem Tode entlohnen und ihn vielleicht zu einem mächtigen Dämon oder anderem Wesen von großer Macht werden lassen. Alles im Leben hat seinen Preis und auch wenn die Seele ein hoher Preis ist, so finden sich genügend, die willens sind ihn zu bezahlen.
Natürlich gibt es auch jene Schwarzmagier, die neutral bleiben wollen. Die sich nicht Angamon anschließen und so ihr Leben fristen und versuchen ihre Ziele zu verwirklichen. Sie haben es schwerer, denn nicht nur, dass die Vertreter des „Guten“ ihn wie jeden anderen Schwarzmagier auszuschalten versuchen werden, auch Angamons Anhänger sind nicht gut auf ihn zu sprechen, schließlich und endlich war Angamon der Erfinder der Macht, die sich der Schwarzmagier zu Nutzen macht, ohne dafür für Angamon in irgendeiner Form eine Gegenleistung zu erbringen. Daraus resultiert natürlich, daß ungebundene Schwarzmagier noch um ein Gutes Stück mehr auf sich und ihre Handlungen aufpassen müssen, als ein Schwarzmagier im Dienste Angamons.
Auf die Gerüchte, die umgehen und besagen, dass es eine mächtige Vereinigung im Dienste Angamons gibt, möchte ich hier nur sehr kurz eingehen. Ob es sie gibt oder nicht tut nichts zu Sache. De Facto ist es sogar so irrelevant, dass jeder Satz darüber müssig ist, da niemand genau weiß, ob sie nun wirklich existieren oder nicht.
Ich hoffe ich konnte Euch in diesem Schreiben einen kleinen Überblick über den Dunklen Zweig gewähren und hoffe in diesem Sinne, dass nur jene die würdig sind, ihn betreten.“
Sub Umbra Alarum Tuarum, Angamon
Gez. Szandor, Erzmagier des Pfades zur Linken.